3.9. INTERVIEW MIT PETER PRAET

Quelle: 3Sat Dokumentation "Oeconomia"

Ein Ausschnitt:

Peter Praet:

"Mein Name ist Peter Praet, ich bin Direktorumsmitglied der Europäischen Zentralbank und für die Vorbereitung der Geldpolitik der Zentralbanken zuständig.

Ich bin der Chefsvolkswirt der EZB, ich bereite alle geldpolitischen Entscheidungen vor, ich analysiere die Wirtschaft zusammen mit einem großen Team von Ökonomen und alle sechs Wochen unterbreite ich dem EZB-Rat Vorschläge.

Danach entscheidet der EZB-Rat, ob er meinen Vorschlägen bezüglich Geldpolitik folgt, oder sie ergänzt, oder abgeändert werden.

Diese Entscheidungen werden auf der Pressekonferenz vom Präsidenten der Zentralbank begannt gegeben, die nach den Geldpolitikmeetings des EZB-Rats stattfindet.“

„Das Geld, was die Leute nutzen, kommt von den Geschäftsbanken und von der Zentralbank.

Übrigens ist das ein schwieriges Thema für die Leute.

Und wenn die Bank keine Kredite vergeben kann, kommt es zu einer Krise. Ich kann es versuchen. Stellen Sie die Frage nochmal.“

Interviewerin:

„Welche Rolle spielen die Geschäftsbanken und die Nachfrage nach Krediten in Hinblick auf Wirtschaftswachstum?“

Peter Praet:

„Das moderne Geldsystem besteht aus zwei Ebenen.

Die Zentralbank spielt eine zentrale Rolle, dass sie die verfügbare Geldmenge allgemein sehr stark beeinflusst.

Aber hinsichtlich Zahlungen, Leute können mit Bargeld bezahlen, aber auch mit ihrem Bankkonto.

Die Zentralbank muss berücksichtigen, dass sie die Menge an Bargeld beeinflusst, die im Umlauf ist und sie muss auch die Geschäftsbanken im Blick haben, die auch Geld produzieren.“

Interviewerin:

„Die Geschäftsbanken müssen also nicht fragen, bevor sie Kredite vergeben?“

Peter Praet:

„Nein, die Kreditvergabe für neue Geschäfte, für Investitionen oder den Kauf von Häusern gehört nicht zu den Aufgaben der Zentralbank.

Banken entscheiden über die Kreditvergabe, auf der kommerziellen Grundlage unserer Marktwirtschaft. Das geschieht unabhängig von der Zentralbank.

Und manchmal passiert es, wie während der Finanzkrise auf der ganzen Welt und auch Europa, dass die Geldpolitik privater Banken, nicht mehr gut funktioniert, weil die Geschäftsbanken in Probleme gerieten.

Sie hatten eine schwache Profitabilität und hohe Kreditverluste. Das beeinträchtigte die Geldproduktion der privaten Geschäftsbanken.

Dann kann die Zentralbank versuchen, diese schwache Geldproduktion der Banken auszugleichen.

Die EZB hat die Zinsen gesenkt, um Investitionen und Konsum anzuregen. Aber das war nicht genug.

Die EZB, wie auch viele Zentralbanken weltweit, fangen an Vermögenswerte zu kaufen. Denn wir haben die große Macht Geld zu erzeugen.

Der Vorgang ist einfach. Man erwirbt Anleihen auf dem Markt von Leuten, die Anleihen besitzen. Nun erwirbt man sie und produziert dabei Geld und gibt ihnen dadurch Liquidität, Zentralbankgeld, Cash“

Interviewerin:

„Okay, aber wie erzeugen Sie eigentlich das Geld?“

Peter Praet:

„Das Instrument dafür ist unsere Bilanz. Wir können Geld schöpfen.

Die Geldschöpfung ist einfach. Das geschieht sozusagen elektrisch. Wir schreiben den Konten den Betrag gut…

Das werden die Leute wieder nicht verstehen.

Ich verbindliche das mal…das ist jetzt offline?

Ich könnte sagen, ich drucke Geldscheine.

Das ist nur ein Bild, so machen wir das nicht….Das macht das Banksystem…

Wie kann man das erklären?“

Anwesender Mitarbeiter der EZB:

„Wir verleihen Geld.“

Peter Praet:

„Aber verleihen…das ist es nicht. Oder… Nein wir verleihen kein Geld. Wir schöpfen Geld.“

Eine Diskussion entsteht, zwischen dem Mitarbeiter der EZB und Paul Praet.

Mitarbeiter der EZB:

„Wir verleihen es an Geschäftsbanken.“

Peter Praet:

„Nein das stimmt so nicht…“

Mitarbeiter der EZB:

„Und durch das Verleihen wird Geld geschöpft.“

Peter Praet:

„Nein, ich verstehe was Sie meinen, aber es stimmt nicht, was Sie sagen.

Ich werde…

Wir sind ja nicht online…

Das ist die klassische Art und Weise.

So wird das niemand verstehen, normalerweise….

Stellen Sie sich vor, ich sitze in meinem Büro und drucke Geldscheine, mit denen ich etwas von Ihnen kaufe.

Ich gebe Ihnen den Geldschein und Sie geben Mirage Anleihe, die Sie zuvor erworben haben.

Sie haben einen Schatzbrief, also eine Schuldverschreibung in Ihrer Vermögensanlage, die ich Ihnen mit dem Geld abkaufe, das ich produziert habe.

Aber das wird elektronisch abgewickelt“.

Ende.

Wahnsinn, sie gegen es ganz offen zu, dass sie uns verarschen und bestehlen, weil man denkt, dass wir es eh nicht verstehen. Unglaublich.

Dazu fällt mir ein Zitat von einem sehr innovativen Mann ein:

„Es ist gut, dass die Menschen unser Banken- und Geldsystem Nicht verstehen, denn wenn sie es täten, glaube, ich, gäbe eine Revolution noch morgen früh .“

Henry Ford

Heut geh'n wir morgen erst ins Bett.
Heut tanzt Mariett, heut tanzt Mariett.
Zum Schlafen ist auch noch übermorgen Zeit.
Heut tanzt Mariett, heut tanzt Mariett
und heut heut.

Lied von Robert Koppel, 1928